Hilfe zur Selbsthilfe

Lichtstrahl im Schattendasein unserer Kinder

1958 kamen in Marburg der niederländische Pädagoge Tom Mutters, fünfzehn Eltern von geistig behinderten Kindern und Fachleute zusammen, um die Gründung eines Selbsthilfevereins „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind“ zu planen und umzusetzen. Es ging um praktische Hilfe zur Selbsthilfe und eine Förderung ohne Heimaufenthalt und ohne die bis dahin übliche Trennung von der Familie. Schnell wurde klar, dass es dabei nicht nur um Kinder, sondern um alle Menschen mit einer geistigen Behinderung gehen musste.

1950er Jahre - Verdrängung und Ausgrenzung

1958, im Gründungsjahr der Lebenshilfe, lag die systematische Verfolgung und Ermordung von Menschen mit geistiger Behinderung und von psychisch Kranken durch das faschistische Terrorregime erst 13 Jahre zurück. Hitler gab seine persönliche Zustimmung zu der ab Kriegsbeginn als "Euthanasie" (wörtlich: schöner Tod) getarnten Mordaktion. Schätzungsweise 250 000 Menschen wurden umgebracht.
Die schreckliche NS-Terminologie des sogenannten „lebensunwerten Lebens“ saß auch noch nach dem Krieg in den Köpfen vieler deutscher Bürger fest. Eltern von Kindern mit geistiger Behinderung wurden abgelehnt und ausgegrenzt.

Kampf um ein gesellschaftliches Umdenken

Tom Mutters ist es zu verdanken, dass Begriffe wie „Idioten“ und „Irre“ nach und nach aus dem Sprachgebrauch verschwanden, und der neue sonderpädagogische Fachbegriff geistige Behinderung entstand. Die damalige Hauptaufgabe des Engagements der Eltern zusammen mit Fachleuten aus Medizin, Pädagogik und Politik war die Reform der Behindertenpädagogik und die bundesweite Schaffung von heilpädagogischen Tageseinrichtungen und beschützenden Werkstätten. Der Prozess des Umdenkens in Politik und Gesellschaft im Umgang mit geistig behinderten Menschen ist langwierig und hält bis heute an.

Quelle: 50-jahre.lebenshilfe.de

 

Wenn einer allein träumt - ist es nur ein Traum, wenn Menschen
gemeinsam träumen, ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“

Barbara Richter, Ehrenvorsitzende Lebenshilfe Harzkreis-Quedlinburg e.V.

Die Lebenshilfe Quedlinburg

Kraft und Kreativität

Am 26. Februar 1990 – zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung – gründeten 136 engagierte Bürgerinnen und Bürger und Eltern von Kindern mit geistiger Behinderung in Quedlinburg eine der ersten Lebenshilfe-Vereinigungen der damaligen DDR. Menschenwürdiger Wohnraum und behindertengerechte Arbeitsmöglichkeiten waren die konkreten Ziele im Kampf für die Rechte unserer Angehörigen.

Ein wichtiges Etappenziel für unsere Arbeit trat mit der Änderung des Artikels 3 im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland am 15. November 1994 in Kraft. „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“

Auf die Anfänge zurückblickend, hat unser Engagement für die Teilhabe der Menschen mit Behinderung unsere Gesellschaft ein Stück reicher und gerechter gemacht. Wir arbeiten daran, dass ihnen möglichst alle Lebensbereiche offen stehen. Gesetze schaffen dabei den rechtlichen Rahmen. Ein Umdenken innerhalb der Gesellschaft passiert aber in den Köpfen und Herzen der einzelnen Menschen.

Denkanstöße und Solidarität

Die Quedlinburger Eltern und Freunde der Lebenshilfe gewannen mit ihren Ideen, Aktivitäten und ihrer unablässigen Forderung nach Solidarität die Begeisterung von Fachleuten und Arbeitspartnern. Aus dieser zuverlässigen Kooperation erwächst die besondere Dynamik der Lebenshilfe Quedlinburg. Gemeinsam machen wir uns stark – für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Leben in unserer Region.

Der Erfolg der Arbeit der Lebenshilfe-Mitglieder, aber auch die ständig neuen, gesellschaftlichen Herausforderungen zeigen: Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.

Begleiten und unterstützen Sie uns auf unserem Weg hin zu einer menschlicheren Gesellschaft!

Menschenrechte sichern. Teilhabe verwirklichen. Zusammenleben gestalten.